von Wolfhard Petzold
In einem der schönsten Gewerbegebiete der Region, dem Campus Fichtenhain, entsteht derzeit ein Gründerzentrum namens Campus Circle, das schon ab Mai 28 Existenzgründern mehr als eine Bleibe bieten soll.
Initiator ist mit Andreas Hochbruck ein Unternehmer, der seinen dort bestehenden Firmenverbund im stilvollen Ambiente erweitert und die ehemalige Kirche auf zwei Etagen im Loftstil mit Empore für 1,2 Millionen Euro umbaut und mit modernen Arbeitsplätzen ausstattet.
Fix und fertig eingerichtet und vernetzt, mit Besprechungsräumen und Terrasse, mit Küche und Kaffeebar sowie einer Lounge, die als Treffpunkt mit Gästen dient und flexibel als Bühne für Firmenpräsentationen nutzbar ist. Und im Freien mit einem zu einem Kleinkino umgebauten Seefracht-Container, in dem Filme oder Präsentationengezeigt werden können.
Kurz: ein kleines Paradies, von dem Existenzgründer sonst nur träumen können.
Partner können sich an dem Projekt noch beteiligen
Damit ist Hochbruck zunächst einmal in Vorlage getreten. 700 000 Euro und zehn Arbeitsplätze will er selbst übernehmen, für die verbleibende halbe Million der Investitionssumme sucht er noch Partner aus Krefeld, die sich finanziell an den verbleibenden 18 Arbeitsplätzen im neuen Zentrum beteiligen.
„Ich denke zum Beispiel an die Hochschule Niederrhein, an die Stadt bzw. Wirtschaftsförderung und an Unternehmen oder Wirtschaftsorganisationen mit Interesse an einer gesunden Krefelder Gründerszene für ihre eigene Klientel“, sagt Hochbruck.
Warum leistet sich ein Unternehmer, der mit seinen Firmen weltweit für Kunden wie Bosch, Dyson, Nespresso, Phillips, Sage oder SEB als Markenbotschafter auftritt, ein solches Vorhaben, das sicher nicht zu den rentabelsten gehört? Da ist einmal sein Herz für Existenzgründer,
denn als solcher hat er vor 20 Jahren selbst angefangen. Mit inzwischen zwölf gegründeten Firmen weiß er, wo es speziell bei Gründern fehlt. „Vor allem können wir ihnen Kontakte zu unseren Top-Kunden verschaffen, an die sie als Einsteiger niemals herankämen. Wir müssen aber auch von ihren Ideen überzeugt sein.“ Im besten Fall profitiere man dann auch voneinander,wie im Fall einer Gruppe von Informatikern, die aus der Fachhochschule Niederrhein kamen und sich in Firmenräumen im Campus angesiedelt haben.
Allerdings sollten die Interessenten thematisch nicht allzu sehr vom Profil der eigenen Firmen abweichen, das aus Dienstleistungen bei Produktgestaltung, Vertrieb und Marketing besteht. Man arbeite außerdem mit einem Netzwerk aus Investoren, Anwälten, Wirtschaftsprüfern,
Universitätsprofessoren und sonstigen externen Fachleuten zusammen, um kundenspezifische wie digitale Lösungen bieten zu können“, betont Hochbruck, weshalb er in seinen Firmen und Agenturen ausschließlich Fachkräfte beschäftige. „Wir sind keine Frittenbude, sondern haben allein im Campus mehr als 60 hochqualifizierte Mitarbeiter fest angestellt – vom Vertriebs- und Marketingspezialisten über Business Intelligence- und IT-Spezialisten bis zum Creative Director.“ In allen Unternehmen zusammen sind es rund 500 Beschäftigte. „Damit verfügen wir über Kontakte und das Knowhow, das gerade Existenzgründer brauchen und das wir gerne als Starthilfe weitergeben“, sagt Hochbruck und verhehlt nicht, dass er in Krefeld „ein Zeichen des Aufbruchs in der vernachlässigten Gründerszene setzen möchte und nicht nur ein weiteres Lippenbekenntnis“.
Voraussetzungen für einen Platz im Gründerzentrum
Um einen der begehrten Plätze im Zentrum zu ergattern, genüge keine erste Geschäftsidee, sondern ein durchdachtes marktfähiges Konzept. „Beim Feinschliff geben wir dann gerne die nötige Unterstützung.“ Zwei der ersten Plätze nehmen Mitarbeiter des eigenen Unternehmens Sonic ein, die zusammen mit Partnern Geschäftsideen entwickelt haben und jetzt umsetzen. Creative Director Roland Rutzki hatte bei längeren Autofahrten starke Rückenschmerzen aufgrund von Verspannungen. Gemeinsam mit Patentingenieuren und Werkzeugbauern der Autoindustrie entwickelte er ein Gurtsystem für Autositze. Den Prototyp nähte er selbst zusammen und testete ihn mit verschiebbaren Massage-Knubbeln aus Kunststoff. Diese „Pepples“ ersetzen ihm und vielleicht vielen weiteren Anwendern künftig den regelmäßigen Besuch beim Therapeuten. Name der neuen Firma: Pepple. Die Webseite stammt vom Gründer selbst. Gründungszeit dank Netzwerk: eine Woche.
Auch Managing Director Björn Bourdin geht fremd. Er ist Mitgründer des Startups „Shower+“, das ein Systemprodukt für die Dusche zur Pflege und Reinigung von problematischer Haut mit Salz entwickelt hat. Gemeinsam mit einem kleinen Team aus Kollegen entstand am Campus das Finanz-, Marketing- und Vertriebskonzept des Unternehmens, während Entwicklung und Produktion von Mitgründern im Technologiezentrum Hildesheim gesteuert wurden. Zwei Investoren konnten bereits von dem Produkt überzeugt werden und verhalfen dem Startup zu einer Bewertung von zwei Millionen Euro und einem gelungenen Marktstart.